Elisabeth Stiefel, Kleine Chronik großer Paare, Marburg an der Lahn 2009.
Elisabeth Stiefel porträtiert sechs berühmte Ehepaare mit verschiedenen beruflichen Hintergründen aus den letzten drei Jahrhunderten. Detailliert, aber sprachlich eher schwach und unpoetisch, dokumentiert sie förmlich wie die Paare einander näher kennenlernten. Gespickt mit Originalzitaten aus alten Briefen oder Tagebüchern, wird sichtbar welche Schwierigkeiten und Hindernisse, aber auch Freuden und Aufgaben, diese Paare gemeinsam meisterten. Am Ende jeder Liebeserzählung gibt es noch Gedanken und Gesprächsimpulse in Form von Fragen, die sich der lesende Single oder Liebespaar selber stellen kann und zur vertiefenden Eigenreflexion einladen. Ein abschließendes Gebet vertieft Grundgedanken der Ehe und der Liebe.
Mich berührten so manche persönliche Aussagen, die sich die Liebenden einander zusprachen und in die man sich als Leser hineinfühlen kann, nachdem man einiges über den Lebensweg dieser historisch wichtigen Persönlichkeiten erfahren hatte. Besonders die Treue in Notlagen und der Glaube an Gott, sind für mich das stärkste Zeugnis von Gottes Gnade, Zuspruch und Halt. Es ist wichtig, sich auch mit den Schwierigkeiten des Lebens auseinanderzusetzen und Freundschaft, Kennenlernen, Liebe und Ehe nicht "nur durch die rosarote Brille" zu betrachten. Es hilft, wenn Paare gemeinsam auf Gott schauen, innerlich zuversichtlich und hoffnungsvoll sind. Dieses Büchlein schildert nicht "alltäglich anmutende Geschichten", aber ermutigt sehr den Weg als Paar gemeinsam mit Jesus in der Mitte zu gehen.
Exemplarisch möchte ich drei Paare herausgreifen:
Die vermögende, jüdische Hanni Stein fand ihre Lebensliebe im 13 Jahre jüngeren evangelischen Dichter und späteren Liedtexter Jochen Klepper, den sie großzügig unterstützte. Als „Mischfamilie“ (als Witwe nahm Hanni ihre beiden Töchter mit in die Ehe) wurden sie ab 1933 mehr und mehr geächtet, was sich auch bei den Arbeitsstellen äußerte. Eine Trennung ihrer Ehe kam aber für Jochen nicht in Frage. Nach innerlicher Konversion Hannis, ließ sie sich taufen und sie holten die vorher verwehrte kirchliche Trauung nach (Trauvers Philipper 4,4: „Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch!“). Nachdem die Repressalien nicht nachließen, beschloss die älteste Tochter nach England auszureisen; zwei Jahre später (1942) wollten die anderen nachkommen, was ihnen aber verwehrt wurde. Als letzten Ausweg vor einer Deportation sah die Familie nur den Selbstmord.
Ida und Friedrich waren als Cousins in die kinderreiche, adelige Familie von Bodelschwingh hineingeboren worden und vermählten sich rasch. Seine Mission als Pfarrer unterstützte sie trotz immer wiederkehrenden Depressionen bestmöglich. Neben schriftstellerischen Tätigkeiten, steckten sie ihr Herzblut gemeinsam in Pflegeanstalten (u.a. Diakoniewerk) und lebten selbst ärmlich. 1869 erkrankten plötzlich alle vier ihrer Kinder an Keuchhusten und Lungenentzündung und verstarben binnen weniger Tage. Klagelieder 3:24-32 wurde ihnen zum Trost „Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen...“. Das gemeinsame Gebet war ihr Kraftstoff für den Tag, wie die vier später geborenen Kinder berichteten.
Der „ewige“ Junggeselle C. S. Lewis wurde im fortgeschrittenen Lebensalter, inmitten der schweren und lebensbedrohlichen Krankheit seiner inspirierenden Brieffreundin Joy Davidman, von der Liebe und Mitgefühl zu ihr gepackt. Vor ihrem Tod durchlebten sie nur mehr vier gemeinsame Ehejahre, mit allen Höhen und Tiefen, der Pflege aber auch des tiefen gegenseitigen Respekts.
Als weitere Paare werden Anna Rebecca und Matthias Claudius, Catherine Marshall und Leonard E. LeSourd sowie Coretta Scott King und Martin Luther King vorgestellt.
Weitere Info: Die Autorin hat noch weitere Biografien über große Frauen und Männer verfasst!
Für uns gelesen von Verena Grafinger © Salzburg, Juni 2017.